Warum Soundalikes in der Werbung immer wieder Verwendung finden

Manuel Bauer erklärt, warum Soundalikes in der Werbung immer wieder Verwendung finden.

Über ein Monat ist es schon wieder her, dass sich die deutschsprachige (Musik-)Presse über einen Peugeot-Spot aufgeregt hat. Der Song habe eine Ähnlichkeit mit Bilderbuchs „Maschin“, so der gemeinsame Tenor von Kritikern und Fans. Der Konzern hingegen sieht „keine Ähnlichkeiten zwischen der Hintergrundmusik im Videoclip zum neuen Peugeot 308 GT und dem Song der Band Bilderbuch“. Aber sehen wir uns den Spot mal an:

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Mir erschließt sich der Grund für die Aufregung nicht ganz, obwohl meine Musikerohren auch eine gewisse Ähnlichkeit vernehmen. Okay schon klar, die Band Bilderbuch hat Erfolg und ist die erste erfrischende deutschsprachige Band seit Langem. Da regt man sich schnell auf, wenn die Musik der Lieblingsband von einem Konzern scheinbar gewinnbringend abgekupfert wird. Soweit aus der Sicht der Fans.

Blickt man jedoch über den deutschsprachigen Musiktellerrand, müsste die Presse im Wochentakt Artikel über Soundalikes in der Werbung schreiben.

Hier gibt es einen wunderschönen Artikel des BR Magazins „Puls“ über Soundalikes in der Werbung.

Persönlich bin ich nicht nur ein Freund von Originalmusik, sondern auch von origineller Musik und auch ganz und gar auf einer Linie mit George Lucas, der meint, dass die Musik 50% eines Films ausmacht. Und dass auch Lucas‘ Haus- und Hofkomponist John Williams sich für seine epochalen Star Wars-Werke teilweise bei Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ bediente, sei hier nur am Rande erwähnt.

Aus dem Alltag eines Videoproducers

Da ich aber auch in meiner beruflichen Tätigkeit mit solchen Fällen konfrontiert bin, versuche ich die scheinbar dunkle Seite zu rekonstruieren:

Eine Werbeagentur will im Zuge einer Kampagne einen 15-Sekünder produzieren. Um dem Kunden das Konzept näher zu bringen, schnippelt man schnell eine Visualisierung zusammen. Der Kunde sollte einen Eindruck davon bekommen, wie sich der Spot dann am Ende anfühlt.

Das Bildmaterial dazu ist schnell gefunden, doch welche Musik soll für den Spot verwendet werden? Der Art Director sagt zum Creative Director: „Was ist mit Bilderbuch?“ Der Creative Director antwortet: „Ach ja, die hatten doch ein Auto im Musikvideo. Das passt super!“

Bei der Kundenpräsentation wird schnell klar: „Ja, das isses!“ Die Agentur freut sich über die gelungene Konzeptabnahme. Der Spot wird produziert und am Ende mit einer (anderen) Musik hinterlegt. Bei der Zwischenabnahme räuspert sich der Kunde: „Was ist mit der geilen Musik passiert?“ – „Die war ja nur ein Vorschlag, in welche Richtung es gehen könnte“, kontert die Kundenberaterin. Der Kunde pocht auf das Original, die Agentur hingegen weist auf das Budget hin. Der Kunde zeigt sich entgegenkommend und erwidert: „Sie finden schon eine Lösung!“

Im oben genannten Beispiel sind also die Kosten für die Originalmusik der Grund für eine Auftragskomposition. Die Kosten dafür betragen in der Regel nur 10-20% der Lizenzierungskosten von Originalen.

Willkommen im Dschungel der Urheberrechte

Ein weiterer Grund können knappe Zeitfenster von der Produktion bis zur Veröffentlichung von Werbeclips sein. Aus eigener Erfahrung kann es schon immer wieder mal vorkommen, dass man bis zu vier Wochen und bis zu sieben verschiedene Ansprechpartner benötigt, um ein Lizenzierungsangebot zu bekommen. Das ist vor allem der Fall, wenn zum Beispiel ein amerikanischer Künstler ein britisches Management hat und die Verlagsrechte für die Nutzung innerhalb Österreichs in Deutschland liegen – Willkommen im Dschungel der Urheberrechte!

Manchmal ist es aber auch so, dass man sich für einen Clip kein anderes Stück als das ausgewählte vorstellen kann oder will, der/die KünstlerIn sich jedoch inhaltlich nicht mit dem Produkt oder der Marke identifizieren kann. Auch hier hilft nur noch der Weg einer Soundalike-Komposition.

Soundalikes sind per se nichts Schlechtes

Zusammengefasst möchte ich einfach nur sagen, dass Soundalikes per se nichts Schlechtes sind, jedoch auch nicht umwerfend originell. Wenn sich die Möglichkeit bietet, sollte meiner Meinung nach immer zur Originalmusik gegriffen werden. Das muss nicht gleich der #1 Hit der Ö3-Charts sein. Es gibt grandiose Musik, die abseits des Mainstreams existiert und einem Clip den richtigen Kick geben kann. Warum also immer beim Bekannten bleiben?

Ich warte übrigens schon sehnlichst auf den neuen blauen Wahlkampfsong mit einem Hubert von Goisern-Soundalike, oder gibt’s den schon?

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