How to: Pokémon Go im Online Marketing
Mario Lemberger zeigt Möglichkeiten und Anwendungsfälle für den Einsatz von Pokémon GO im Online Marketing.
Mario Lemberger zeigt Möglichkeiten und Anwendungsfälle für den Einsatz von Pokémon GO im Online Marketing.
Pokémon GO gehört neben Snapchat zu den gehyptesten Apps im Jahr 2016 und verbuchte innerhalb von nur 19 Tagen mehr als 75 Millionen Downloads auf Android- und iOS-Geräten. Laut Schätzungen ist die App mit 23 Millionen aktiven Nutzern bereits jetzt erfolgreicher als Twitter und Tinder. Das AppInstitute hat dazu eine umfangreiche Real-Time-Site mit Statistiken zu Downloads, Umsatz und Nutzung erstellt. Viele dieser Zahlen beruhen leider nur auf Schätzungen anhand umfangreicher Marktuntersuchungen, da keine offiziellen Statistiken von Google oder Apple vorliegen.
Diese rasante Entwicklung geht natürlich auch am Marketing nicht spurlos vorbei. Viele Unternehmen haben bereits zum Teil mehr, zum Teil weniger erfolgreiche Werbeversuche gestartet. Doch was ist überhaupt möglich? Was kann man machen, um das volle Werbepotenzial von Pokémon GO auszuschöpfen?
Die Hauptzielgruppe von Pokémon GO sind 25-34-Jährige, da genau diese Altersgruppe in der Blütezeit der ersten Pokémon-Versionen am Gameboy im passenden Alter war. Auch in jüngeren Zielgruppen finden sich viele Anhänger des Spiels, bei älteren Usern wird die Luft eher dünn. Interessant wird das Spiel durch die extrem ausgewogene Frauen-/Männer-Quote unter den Nutzern – diese liegt bei fast 50/50.
Pokémon GO verbindet die digitale und die reale Welt. Der Spieler wandert mit seinem Smartphone in der Hand durch die Gegend und trifft dabei entweder auf Pokémon, die er fangen kann, oder auf zwei verschiedene Arten von Locations – Arenen oder Pokéstops.
Arenen: In den Arenen messen sich die Spieler mit Pokémon anderer Spieler, um dadurch Erfahrungspunkte und Coins zu erhalten und somit ihren Fortschritt im Spiel voranzutreiben.
Pokéstops: An den Pokéstops erhalten die Spieler neue Items, zum Beispiel Pokébälle zum Fangen von Pokémon oder Tränke, mit denen sie ihre Monster wieder fit für den nächsten Arenakampf machen können. Bei Pokéstops können sogenannte Lockmodule angebracht werden – Items, die für eine halbe Stunde besonders viele Pokémon zu der Location locken. Diese Lockmodule gelten für alle Spieler in der Umgebung, weshalb sich besonders in urbanen Gebieten während dieser halben Stunde oft eine unglaubliche Menge an Spielern versammelt.
Soviel zu den Grundfakten. Wie aber nützt man diese Spieldynamik fürs Marketing? Bevorteilt sind auf jeden Fall jene Unternehmen, deren Filialen als Pokéstop auserwählt wurden. Für nur 0,99$ lässt sich ein Lockmodul für eine halbe Stunde erwerben und an diesen Punkten im Spiel einsetzen.
Hilfreich ist es, solche Special Events per Social Media bekanntzugeben. So werden eine Menge Menschen darauf aufmerksam und erscheinen dann auch zum gegebenen Zeitpunkt an dem dafür vorgesehenen Ort.
Wer nicht in der glücklichen Lage ist, dass eine der firmeneigenen Filialen solch einen Pokéstop darstellt, hat aber immer noch ausreichend Möglichkeiten, sich den Hype um Pokémon zunutze zu machen. Dafür ist aber ein gewisses Maß an Kreativität gefragt. Im folgenden Absatz möchte ich einen kleinen Auszug aus den vielfältigen Ideen zeigen, die bereits umgesetzt wurden – manche davon waren sehr erfolgreich, andere weniger.
Das Taxi-Unternehmen Street Cars aus Manchester stellt zwölf seiner 600 Autos zur Pokémon-Jagd zur Verfügung. Für eine Flatrate von umgerechnet 24 Euro pro Stunde werden die Kunden zu diversen Pokémon Locations in der Stadt gebracht. Dabei werden nicht nur Pokéstops oder Arenen angesteuert, Street Cars verwendet Online-Karten, um die Kunden an Orte zu bringen, wo besonders oft seltene Pokémon erscheinen. Die dafür eingesetzten Fahrer spielen das Spiel auch selber und bringen daher Know-how zum Thema mit.
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PiCK UP! zeigt, dass mit Schnelligkeit und Kreativität auch schon ein einfacher Post reichen kann, um einen Hype wie jenen um Pokémon GO für sich zu nützen. Für einen Facebook-Post wandelte das Unternehmen den Namen des sehr populären Pokémons „Pikachu“ in „PiCKUPCHU“ um und erreichte damit über 12.000 Reaktionen sowie knapp 400 Shares.
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Kurz nach Erscheinen des Spiels erwarb L’inizio’s Pizza Bar für 10$ Lockmodule und wendete diese an einem Pokéstop an, der vom Lokal aus erreichbar war. Das Ergebnis war laut Bloomberg eine 30%-ige Verkaufssteigerung gegenüber durchschnittlichen Verkaufswochenenden.
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Takko Fashion hat eine der größten Aktionen im deutschsprachigen Raum zu Pokémon GO realisiert, ohne dabei den Namen des Spiels auch nur einmal zu erwähnen. In Anlehnung an die gehypte App rief Takko zur Monsterjagd auf. In 550 Filialen war der von Takko entworfene Drache Takkolinchen zu finden. Die erfolgreichen Monsterjäger durften sich über einen Einkaufsgutschein freuen. Das entsprechende Posting zur Aktion zählt zu den erfolgreichsten, die vom Modehaus bislang veröffentlicht wurden.
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Saturn Austria kündigte das Erscheinen des zum Spiel gehörigen Gadgets Pokémon GO Plus an. Ein Wearable, welches nützlich zum Auffinden von Pokémon sein soll. Es ist anzunehmen, dass man über dieses Posting das Interesse der Facebook-Fans zum neuen Gadget erforschen wollte. Mit nur 55 Reaktionen und drei Shares bei mehr als 220.000 Fans blieb der Post auf den ersten Blick eher erfolglos. Dennoch erhielt er über 60 Kommentare, in denen teilweise Freunde von Fans markiert wurden – für organische Reichweite war gesorgt.
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Eine Touristik-Seite von Bad Zwischenhahn rief in einem Blogpost zur Monsterjagd bei der Lichternacht im Kurpark auf und wollte damit möglichst viele junge Besucher anlocken.
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Die Sache ging aber leider daneben. Einige der Besucher empfanden den Aufruf als „Kulturbruch“ und befürchteten, die Pokémonjäger würden ihr Event negativ beeinflussen.
An diesem Beispiel sieht man, dass sich selbst ein Trend wie Pokémon GO nicht für alle Zielgruppen eignet und im schlimmsten Fall zum Fehlgriff verkommt. Ein Event mit hauptsächlich kulturinteressierten, vielleicht auch durchschnittlich etwas älteren Besuchern darf es sich in so einem Fall auch mal erlauben, den Trend zu verweigern.
Viele Gerüchte und Halbwahrheiten ranken sich um die sogenannten „Sponsored Locations“. Laut aktuellem Stand ist McDonald’s der erste und bislang einzige offizielle Werbepartner der App. Zum Release des Spiels in Japan wurden in zahlreiche Filialen der Fast-Food-Kette spezielle Locations integriert. Laut Berichten handelt es sich dabei um rund 3.000 Arenen, bei denen sich die Spieler üblicherweise länger aufhalten.
Dieser Release ist ein erster Schritt in jene Richtung, in die sich Pokémon GO entwickeln soll. Niantic, der Hersteller der App, möchte in Zukunft möglichst auf Werbemittel setzen, die den Spielfluss der User nicht unterbrechen und sie dennoch zu bestimmten Locations leiten. Die käuflich erwerbbaren Items und Coins sollten bei der Monetarisierung nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Laut Gerüchten enthält das Spiel bislang nur ca. zehn Prozent der Funktionen, die angedacht sind – in den noch ausstehenden Features werden vermutlich auch zahlreiche Werbemöglichkeiten beinhaltet sein. Betrachtet man die bislang schon rasante Entwicklung und die fast täglich erscheinenden Neuigkeiten, werden wir einige davon wohl schon bald nützen können.
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