4 Workshops, 2 Medaillen, 1.000 Eindrücke – die Engage 2016
Die Engage 2016 war für Katharina Ratzberger ein großer Erfolg. Sie hat vieles gelernt, Eindrücke gewonnen und Medaillen erkämpft.
Die Engage 2016 war für Katharina Ratzberger ein großer Erfolg. Sie hat vieles gelernt, Eindrücke gewonnen und Medaillen erkämpft.
Obwohl ich schon an zahlreichen Marketing-Konferenzen und -Happenings teilgenommen habe, war mir das Konzept der Workshops neu. Nicht neu per se, Workshops kennt schließlich jeder, aber das Gelernte im Bereich Marketing sofort anwenden zu müssen, war für mich neues Terrain. Vom ersten Moment an war ich von diesem Konzept der Engage 2016 begeistert.
Viele Marketing-Get-togethers laufen wie folgt ab: Man lauscht einer Keynote, ist entweder begeistert oder gelangweilt, notiert sich das Wichtigste und versucht es daheim oder im Büro umzusetzen. Manches vergisst man wieder. Und das ist ziemlich schade. Bei den Workshops am Engage 2016 war das anders, denn Gelerntes musste angewandt und präsentiert werden – nicht zu Hause, sondern sofort. Wenn man dann seine Ideen vor CEOs, CTOs und Marketern aus aller Welt präsentiert, rutscht einem das Herz in die Hose. Da hilft es auch nicht, dass man dies auf Englisch tun muss und die Bar das erste Bier erst um 17:00 Uhr ausschenkt.
Der niederländische Fotograf und Instagramer Eelco Roos begeistert nicht nur fast 500.000 Menschen auf Instagram, sondern auch die knapp 40 Marketer in seinem Workshop. Er zeigte, wie wichtig es ist, eine Geschichte auf Instagram zu erzählen. Einzelne schöne Fotos zu posten und die richtigen Hashtags zu setzen reicht in diesem Social Network schon lange nicht mehr aus. Die Geschichte zählt. So kommt es auch, dass die Texte zu seinen Fotos ungewöhnlich lang sind und meist nur mit einem Hashtag abgeschlossen werden – er hat schließlich etwas zu erzählen.
Und schon ging es los: Man wurde in Gruppen aufgeteilt, bekam einen Kunden zugewiesen und durfte sich in 45 Minuten nicht nur eine kreative Instagramkampagne überlegen, sondern musste auch das Kreierte in Präsentationsform bringen. Und das gemeinsam mit Marketingverrückten aus aller Welt. Mein Kunde war Eska, jenes Restaurant in dem der Workshop abgehalten wurde. Das machte es an sich leicht, aber auch wiederum so schwer – man konnte Fotos knipsen, mit den Mitarbeitern sprechen und den Kunden so hautnah kennenlernen. Die Erwartungshaltung an unsere Kampagne war jedoch umso höher. Die Idee: Kunden können mit der Verwendung des Hashtags #Eskalated Fotos von Zutaten oder alten tschechischen Rezepten an Eska schicken, wo dann von den Köchen eine Auswahl getroffen wird und neue Gerichte entstehen. Die Kreation der Speise würde von der Abholung der Produkte beim Bauern bis zur fertigen Speise auf Instagram erzählt werden. Die Idee gefiel Eelco Roos sehr, für den ersten Platz, der mit einer Medaille prämiert wurde, reichte es jedoch nicht.
Magisch, so war der Workshop von Ekaterina Dobrokhotova, Leiterin der Content Factory bei L’Oréal Canada, die ihn mit funkensprühenden Zaubertricks startete. Sie präsentierte das Konzept der Content Factory, einem Kreativraum bei L’Oréal Canada, in welchem in kürzester Zeit hochqualitativer Bild- und Videocontent produziert wird. Masse mit Klasse, so kann man dieses Konzept beschreiben. Ekaterina kreiert so mit Freelancern und Influencern Content, der auf Aktualität setzt und aufgrund kurzer Produktions- und Freigabewege diese nicht verliert. Ein Traum für jeden Content Manager.
Wieder in Gruppen aufgeteilt, musste man sich um die Content-Produktion für einen Elektronikhersteller kümmern. Da wir nur 45 Minuten Zeit hatten, einigte sich meine Gruppe auf LG, den Hersteller des Handys, das ich eingesteckt hatte 😉 . Da ich ein LG G Flex 2 besitze, war der USP des Gerätes schnell gefunden – das Ding ist (gewollt) gekrümmt. So wie eine Banane. Und das war sie schon, unsere Idee. Wir knipsten Fotos von typischen Situationen, in welchen man ein Handy benutzt und tauschten dieses durch eine Banane. Dass die Idee jetzt keinen Werbepreis gewinnt, war mir schon klar, aber der Zeitdruck und meine undeutlich sprechenden schottischen Teamkollegen machten die Content-Produktion nicht einfacher 😉 . Wie schon beim ersten Workshop des Tages, erhielten wir reichlich Lob, zum „Top of Class“ reichte es jedoch nicht.
Dimi Karavasilis von Desigual ist ein Zahlenmensch. Data, Data und noch viel mehr Data, das sind für ihn die wichtigsten Zutaten für eine erfolgreiche Social Media Customer Journey. Für mich, die definitiv und nachweislich kein Zahlenmensch ist, ein vollkommen neuer Ansatz. Schließlich bin ich immer auf der Suche nach der perfekten Idee, dem kreativen Inhalt, der Menschen von einer Marke überzeugt. Dimi Karavasilis geht einen anderen Weg. Er beschreibt die Customer Journey mit Punkten, die er erreichen will und bindet in dieses Gefüge erst dann in eine Idee ein.
Neuer Tag, neue Gruppe, neuer Kunde – mit meine Teamkolleginnen mussten wir die perfekte Social Media Customer Journey für einen Sneakers-Hersteller finden, der den Verkauf einer Limited Edition plant. In den ersten 15 Minuten brüteten wir, alten Mustern folgend, an der perfekten Idee. Erst ein Becher Kaffee bremste uns und wir begannen alte Pfade zu verlassen: Wer braucht schon eine kreative Idee? Wir brauchen Zahlen! So gestalteten wir eine komplexen und komplizierten Plan einer Customer Journey, die alle bekannten Social Networks umfasste und darüber hinaus noch den Bogen zu Filialen schlägt und natürlich auch Influencer nicht vergisst – ein riesengroßes Datamonster! 😉 Der Gozilla unter den Journeys gefiel dem zahlenliebenden Dimi Karavasilis von Desigual so sehr, dass er unser überdimensionales Konzeptplakat gegen Medaillen tauschte.
Das perfekte Bild, der richtige Text, der optimalen Zeitpunkt – das sind die Punkte, die Pierpaolo Maniglio von Reuters in seinem Workshop vermittelte. Er zeigte, dass nicht jedes Bild in jedem Social Network funktioniert und dass es daher nichts bringt, Content unbearbeitet auf Facebook, Twitter und Instagram zu posten. Viele Unternehmen tun aber genau dies. Pierpaolo Maniglio zeigte anhand von Reuters, dass man diese sozialen Netzwerke völlig getrennt voneinander betrachten und auch bespielen muss. Denn nicht jeder Inhalt funktioniert überall.
Diese Aufgabe war für mich ein Heimspiel, denn in den unterschiedlichen sozialen Netzwerken fühle ich mich zu Hause. Für jedes der drei Netzwerke erhielt man Teile eines perfekten Postings: Drei unterschiedliche Versionen des Postingtexts, drei verschiedene Bilder und drei Linkbeschreibungen. Aus diesen Bauteilen musste man das perfekte Posting für Instagram, Facebook und Twitter zusammenbasteln. Anhand der Postinglänge (Twitter), der Verwendung von Hashtags (Instagram) und der Verwendung von Pagementions (Facebook) konnten meine Gruppe und ich rasch die perfekten Postings zusammenbasteln. Das Interessante daran: Da an der Engage 2016 nicht nur Marketer, sondern auch CEOs großer Unternehmen teilnahmen, kamen manche im Team das erste Mal mit dem ausführenden Teil des Social Media Marketings in Berührung. Wenn man dem Leiter eines Unternehmens erklärt, dass man bei Twitter die Zeichenbeschränkung berücksichtigen muss, dann ist dieses Gefühl fast besser als jenes, das man hat, wenn einem die zweite Medaille umgehängt wird 😉 .
Ein Event wie dieses habe ich noch nie erlebt. Marketing nicht nur zum Zuhören, sondern zum Anfassen. Für mich steht nach der Teilnahme eines mit Sicherheit fest: Engage 2017, ich bin dabei! 😉
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