Die ALS Ice Bucket Challenge: Warum sich Leute reihenweise Eiswasser über den Kopf leeren
Die ALS Ice Bucket Challenge ist derzeit auf Social Media unumgänglich. Doch woher kommt sie und warum funktioniert sie so gut?
Die ALS Ice Bucket Challenge ist derzeit auf Social Media unumgänglich. Doch woher kommt sie und warum funktioniert sie so gut?
Aktualisiert: Spendenmöglichkeit unter www.muskelforschung.at
Vom Volksschulfreund bis Justin Bieber: die ALS Ice Bucket Challenge ist derzeit auf Social Media unumgänglich. Das Konzept ist denkbar einfach: Menschen posten ein Video davon, wie ihnen ein Kübel Eiswasser über den Kopf geschüttet wird oder müssen einen bestimmten Betrag an wohltätige Zwecke spenden. So viral wie diese Aktion ging aber noch keine zuvor.
„That was really cold“, sagt Mark Zuckerberg, nachdem er sich der ALS Ice Bucket Challenge gestellt hat. No kidding – immerhin hat er sich gerade einen Kübel voll Eiswasser über den Kopf gekippt. Und der Facebook-CEO befindet sich damit in guter Gesellschaft: Von Spitzensportlern über Politiker bis zu Popstars haben Promis (und natürlich auch „normale Menschen“) bereits dasselbe gemacht.
https://www.youtube.com/watch?v=vW1YCmTrepM
Das Ganze geht so: Man filmt sich, während man sich Eiswasser über den Kopf leert. Man nominiert drei Freunde, die innerhalb von 24 Stunden dasselbe tun müssen – oder aber 100 Dollar an eine Wohltätigkeitsorganisation für die Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) spenden. Was genau der Zusammenhang ist, fragt sich auch Ben Stiller in seinem Ice-Bucket-Video. Das ursprüngliche Konzept wurde inzwischen sowieso schon – pardon the pun – verwässert. Die meisten Teilnehmer machen sich nass, zahlen dann aber trotzdem.
Die Zahlen sprechen jedenfalls eine klare Sprache: Laut TIME Magazine wurden allein auf Facebook 2,4 Millionen Unique Videos zur Ice Bucket Challenge gepostet, Tendenz steigend. In den ersten Augustwochen erhielt die ALS Association Spenden in der Höhe von mehr als 15 Millionen (!) Dollar (im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 50.000). Auf Social Media grassiert das Ice-Bucket-Fieber.
Ursprünglich ging es bei der Ice Bucket Challenge gar nicht um ALS – man konnte eine Wohltätigkeitsorganisation nach Wahl angeben, an die die Nominierten spenden sollten. Am 31. Juli postete aber der ehemalige College-Baseball-Spieler Peter Frates, der selbst an ALS leidet, sein Video – und löste damit den Aufwärtstrend aus.
Auch Österreich macht – etwas verzögert – mit: Social-Media-Schwergewicht Armin Wolf übergoss sich am 17. August – und auch seine Nominierten, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und ÖBB-Chef Christian Kern zogen nach.
Warum aber funktioniert das Ganze so gut? Warum schütten sich die größten Stars Eiswasser über den Kopf? Hier sind sechs Gründe, die zur Viralität des Trends beitragen:
Das Konzept ist einfach, schnell erklärbar und unmissverständlich. Zusätzlich tragen zwei Regeln der Challenge zur schnellen Weiterverbreitung bei: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer nominiert drei weitere – dadurch wird der Personenkreis stets durch einen Faktor von drei erweitert. Außerdem führt das Zeitlimit von 24 Stunden dazu, dass die Kette nicht abreißt.
Wir sind alle nur große Kinder und wollen spielen. Wenn uns jemand dazu auffordert, möchten wir auch mitmachen. Die simple Gamification der Ice Bucket Challenge spricht genau diesen Teil von uns an.
Aber die Videos werden ja nicht nur hochgeladen, sondern auch fleißig angesehen, geliket und geteilt. Weil: Es macht einfach Spaß, Leuten dabei zuzusehen, wie sie nass werden, vor allem, wenn das Wasser eiskalt ist. Manche von ihnen schreien lustig, manche machen sich die größte Mühe, stoisch zu bleiben. Es läuft alles auf die Schadenfreude hinaus, die man beim Ansehen empfindet – ohne dass jemand zu wirklichem Schaden kommt.
Was das Ganze noch lustiger macht, ist, dass jetzt auch Promis an dem Spiel teilnehmen. Einerseits ist es natürlich cool, wenn Cristiano Ronaldo bei derselben Aktion mitmacht wie man selbst. Andererseits grinst man bei Stars vielleicht noch ein bisschen breiter, wenn sie laut schreien und nass dastehen – sind halt auch nur Menschen. In jedem Fall führt es für den Moment zu dem Gefühl, auf derselben Ebene zu stehen.
Warum aber machen internationale Superstars, die in aller Stille spenden könnten und es nicht nötig hätten, sich mit Eiswasser zu übergießen, da mit? Sowohl bei ihnen als auch bei Otto Normalverbraucher spielt natürlich Selbstdarstellung eine Rolle. Sie zeigen damit, dass sie sich nicht zu gut sind, an einem Social-Media-Trend teilzunehmen und dass sie über sich selbst lachen können. Gleichzeitig spenden sie natürlich trotzdem – und stellen sich dadurch auch als gute Menschen dar.
Das ist aber nicht unbedingt etwas Schlechtes – die Millionen, die durch die Ice Bucket Challenge gespendet wurden, sprechen für sich. Die Tatsache, dass das Ganze einer wohltätigen Sache zugutekommt, ist absolut unumgänglich dafür, dass gerade diese Aktion solche Wellen schlägt. Mark Zuckerberg und Co. hätten wohl kaum an der Bier-Challenge (man trank ein Bier auf Ex und filmte sich dabei), die demselben Schema folgte, teilgenommen.
Im Endeffekt gehört aber wohl auch ein bisschen Je-ne-sais-quoi dazu, dass gerade die Ice Bucket Challenge es auf alle Online-Titelseiten und in alle Newsfeeds schaffte. 100%-ig voraussagen kann man einen solchen Erfolg nämlich nicht.
Die Videos werden jedenfalls nicht nur immer mehr, sondern auch zunehmend kreativer. Hier unser Favorit von Hollywoodstar Chris Pratt:
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=B_iCIg2oCCs
Newsletter abonnieren